Was bewirkt Stress in deinem Körper und was kannst du dagegen tun? – ein kurzer Überblick

Ob privat oder im Arbeitsalltag: Stress kennen wir wohl alle sehr gut. Mittlerweile zeigen wiederholt durchgeführte Stress- Studien (zum Beispiel von verschiedenen Krankenkassen), dass seit über 10 Jahren der Stresslevel von uns Menschen stetig zunimmt. Warum das so ist, soll jetzt allerdings nicht Inhalt dieses Artikels sein.

Da es mir in meiner Arbeit als Psychologische Beraterin & Gesundheits-/Mentalcoach wichtig ist, den Menschen verschiedene Möglichkeiten an die Hand zu geben, selbst etwas für sich tun zu können, möchte ich dir in diesem Blogbeitrag eine kurze Übersicht geben, was Stress in deinem Körper bewirkt und was du gegen deinen Stress tun kannst.

Was ist Stress eigentlich?

Ganz knapp formuliert ist Stress ein Zustand körperlich- psychischer Anspannung. Es gibt natürlich auch etwas ausführlichere Definitionen, zum Beispiel von Richard Lazarus (US- amerikanischer Psychologe):

Stress ist jedes Ereignis, bei dem eine wahrgenommene Diskrepanz zwischen Anforderungen (fremd oder selbst gestellt) einerseits und den eigenen Reaktionskapazitäten andererseits besteht.

 Richard Lazarus, 1982

Mit dieser Definition wird schnell klar, dass Stress etwas sehr Individuelles ist. Denn welche Reaktionskapazitäten ich selbst auf bestimmte Ereignisse habe und wie ich solche Situationen bewerte, hängt nun mal ganz von mir selbst ab.

Der österreichisch- ungarische Mediziner und Hormonforscher Hans Selye hat sehr viel zum Thema Stress geforscht und wird auch mitunter als „Vater der Stressforschung“ bezeichnet. Durch ihn ist die Unterscheidung von Stress in einen „Eu- Stress = gut“ und „Di- Stress = schlecht“ entstanden. Dabei steht der Eu- Stress für eine körperlich- psychische Anspannung durch Situationen, die positiv herausfordern, Freude bringen und von froher Erwartung geprägt sind. Demgegenüber gibt es beim Di- Stress eine hohe Anspannung aufgrund von gefühlter Bedrohung, Angst und/ oder Gefahr.

Auch durch diese Unterscheidung wird ersichtlich, dass es individuell sehr verschieden ist, wann sich jemand gestresst fühlt und wie stark das Stressempfinden ist (Eu- oder Di- Stress). Ich möchte das mal am Beispiel „Bungee- Jumping“ verdeutlichen: Die eine Person hat daran super viel Spaß, genießt schon fast den Nervenkitzel dabei und sieht das als positive Herausforderung an (= Eu- Stress). Dagegen hat eine andere Person so viel Angst davor und unüberwindbare Hürden im Kopf, dass sie so einen gefährlichen Sprung niemals machen würde und sich schon nervös und gestresst fühlt, wenn sie nur daran denkt (= Di- Stress).

Was bewirkt Stress in deinem Körper?

Hier muss unterschieden werden zwischen kurzfristigen Auswirkungen durch akuten Stress und langfristigen Auswirkungen durch chronischen Stress.

Akuter Stress bedeutet, dass der Stress nur vorübergehend ist und dass du wieder in die Entspannung zurückkommst und dich gut erholen kannst, wenn die stressauslösende Situation vorbei ist. Kurzfristige Auswirkungen von Stress sind:

  • Nervosität und Gereiztheit
  • vermehrte Adrenalin- u. Noradrenalinausschüttung, etwas zeitversetzt auch Cortisolausschüttung
  • erhöhte Aktivität des Herz- u. Kreislaufsystems/ erhöhter Puls
  • erhöhte Muskelanspannung
  • Energiereserven werden mobilisiert
  • Erhöhte Konzentration
  • aber auch verringerte Aufmerksamkeit und Fahrigkeit möglich, wodurch die Handlungen ineffektiv werden

Kannst du dich allerdings nicht wieder erholen, da deine Anspannung weiterhin hoch bleibt und immer wieder neue Stressoren auf dich zukommen, wird dieser Stress chronisch. Langfristige Auswirkungen von anhaltendem Di- Stress können sein:

A) Emotionale Signale:

  • Gereiztheit, leicht wütend werden, ruhelos, schnell in Tränen ausbrechen, Angstgefühle, Einsamkeitsgefühl
  • schlechte Laune, depressive Verstimmtheit, fehlende Lebensfreude
  • Besorgtheit, Alpträume, Schlafprobleme

B) Mentale Signale:

  • geistige Müdigkeit, Unkonzentriertheit, Zerfahrenheit, Gedächtnislücken
  • Ablehnung von Arbeit oder von Veränderungen, geistige Unflexibilität
  • pessimistische Sichtweise, negative Selbstgespräche, Grübeln
  • Gefühl von permanentem Zeitdruck, kein Abschalten der Gedanken mehr möglich

C) Verhalten:

  • Vermeiden von Kontakt, Rückzug von sozialen Beziehungen
  • Stimmungsschwankungen
  • verändertes Essverhalten (Heißhunger- Attacken, Appetitlosigkeit, unregelmäßiges Essen)

D) Schwierigkeiten bei:

  • der Bewältigung des Alltags, der Lebensgestaltung, der Arbeit
  • sozialen Beziehungen

E) Körperliche Signale:

  • physische Erschöpfung/ anhaltendes Müdigkeitsgefühl
  • Bluthochdruck, Herz- Kreislauferkrankungen
  • Immunabwehrschwäche
  • Verdauungsstörungen, Zähneknirschen (nervöse Angewohnheit)
  • unregelmäßiger Menstruationszyklus
  • Schlafstörungen, Unruhezustände, vermehrtes Schwitzen

Mit dieser Übersicht kannst du bei dir herausfinden, ob Stress bei dir ein Thema ist und ob er akut und somit zeitlich begrenzt oder bereits chronisch ist.

Was kannst du gegen deinen Stress tun?

So wie es kurzfristige und langfristige Auswirkungen von Stress gibt, lassen sich auch die Maßnahmen zur Stressbewältigung in kurzfristig und langfristig unterteilen. Bevor ich darauf eingehe, welche das sind, möchte ich dir beschreiben, wann du welche Maßnahme einsetzen könntest.

Kurzfristige Stressbewältigungsmaßnahmen sind sinnvoll, wenn…

  • du die Ursache einer Belastung nicht verändern kannst oder willst
  • du dich in einer akuten Stresssituation befindest und wieder kühlen Kopf gewinnen möchtest
  • du bemerkst, dass deine eigene Erregung zu hoch ist und du sie senken möchtest
  • du einen Aufschaukelprozess vermeiden möchtest

Langfristige Stressbewältigungsmaßnahmen sind besonders wirksam, wenn…

  • du die Ursache einer Belastung verändern, beseitigen oder reduzieren willst und kannst
  • eine Belastung vorhersehbar ist und du dich darauf vorbereiten willst

Du kannst also in Stresssituationen kurzfristig auch immer etwas tun, um deinen Stresslevel zu reduzieren, damit dich dieses Ereignis in diesem Augenblick nicht so viel Ressourcen und Energie kostet.

Was kannst du nun tun, um deinen Stress kurzfristig zu reduzieren?

Natürlich ist da körperliche Betätigung immer gut, um dem evolutionsbedingt, erlernten Impuls von Kampf oder Flucht in dir nachzugeben. Bewegung baut aktiv Stresshormone ab, denn vor allem Adrenalin sammelt sich in den Muskeln an. Außerdem hilft Bewegung dir, deinen Körper besser zu spüren, verlagert recht schnell deine Aufmerksamkeit aus dem Kopf in deinen Körper und bringt dadurch einen emotionalen Ausgleich. Außerdem aktiviert Bewegung schon nach kurzer Zeit deinen Parasympathikus, der für Entspannung, Ressourcenaufbau und Erholung zuständig ist.

Eine andere kurzfristige Stressbewältigungsmaßnahme wäre Ablenkung und ein bewusstes „aus der Situation aussteigen“. Das kannst du durch einen sogenannten Separator machen, wodurch du eine aktive Unterbrechung der aktuellen Situation bewirkst, die deinen bisherigen Zustand verändert und in einen anderen nicht- stresserzeugenden Zustand führt.  Das kann zum Beispiel eine Tasse Tee oder Kaffee sein oder ein Anruf bei deiner besten Freundin oder besten Freund. Du kannst aber auch einfach mal eine kurze Weile auf der Toilette verschwinden und dadurch aus einer Stresssituation aussteigen, für dich alleine sein und kurz durchatmen. Das schafft Distanz und hilft akut hochkochende Gefühle zu beruhigen und loszulassen. Überlege gerne einmal, was dir als „Ausstieg/ Separator“ kurzfristig helfen könnte!

Wenn du viele negative Gedanken im Kopf hast und/ oder sich alles um dich herum überschlägt, kannst du mit einem bewussten „Gedankenstopp“ ebenfalls einen Separator setzen und dich ablenken. Die negativen Gedankenketten können aktiv unterbrochen werden durch tatsächlich lautes Aussprechen des Befehls „STOPP“. Du kannst diesen Vorgang unterstützen, indem du dazu noch mit der flachen Hand z.B. auf den Oberschenkel schlägst oder dir das Wort „Stopp“ mit grellen Farben auf ein Plakat geschrieben vorstellst. Sehr hilfreich ist es dann, wenn du dir anschließend eine wohltuende, stressreduzierende Affirmation sagst, wie z.B. „Ich bin vollkommen ruhig und gelassen“ oder „Ich bin die Ruhe selbst“.

Und natürlich kannst du durch verschiedene kurze Entspannungs- oder Atemübungen deinen Stress auch kurzfristig reduzieren. Es gibt sehr viele Möglichkeiten, um durch kleine, nur wenige Minuten dauernde Übungen, die du zwischendurch machen kannst, aus der Situation auszusteigen, Energie zu tanken und dich von der stressigen Situation etwas zu erholen.

Erlebst du allerdings über längere Zeit Stress und bist immer wieder verschiedenen Stressoren ausgesetzt, dann können dir langfristige Maßnahmen besser helfen.

Was kannst du tun, um deinen Stress langfristig zu reduzieren?

Wenn du chronisch unter Stress stehst, können dir die kurzfristigen Maßnahmen zwar auch eine kurzfristige Entlastung bringen, allerdings ist es dann sinnvoll nochmal anders an deinen Stress und dessen Bewältigung heranzugehen. Denn chronischer Stress kann dich mit der Zeit auf die ein oder andere Art krank machen.

Um dem entgegen zu wirken, kann es hilfreich sein, eine Methode zur systematischen Entspannung zu erlernen. Damit sind Entspannungsmethoden, wie die Progressive Muskelentspannung n. Jacobson, Autogenes Training, Yoga und Qi Gong/ Tai Chi gemeint, welche dir mit längerer Übung eine immer bessere Gelassenheit und Selbstwahrnehmung bringen. Aber auch das Erlernen von Atemübungen, Meditation und Achtsamkeit können dich unterstützen, deinen Stress langfristig zu reduzieren.

Desweiteren hilft dir, deinem Körper, Geist und Seele ein gesunder Lebensstil, um gut für dich zu sorgen, vor allem in stressigen Zeiten. Aber natürlich auch, um aktiv einen Gegenpol zum permanenten Anspannungs- und Aktivierungszustand zu schaffen. Ein gesunder Lebensstil beinhaltet eine gesunde und proteinreiche Ernährung (Vitamine C, D, B1, B2, B6, B12, Magnesium, etc.) und die tägliche Aufnahme von viel Flüssigkeit (im Stresszustand verliert der Körper viel Flüssigkeit), regelmäßige Bewegung, regelmäßig entspannen/ Auszeiten nehmen, ausreichend und guter Schlaf und eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Freizeit.

Ein ganz wichtiger Aspekt bei der langfristigen Stressbewältigung und Aufbau von Resilienz ist die soziale Unterstützung durch Freunde, Familie, aber auch der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, eine Fachberatung, Supervision oder Coaching. Dazu kann es dir helfen, wenn du dir mal etwas Zeit nimmst und überlegst: Welche Menschen können dich bei Schwierigkeiten oder Stresssituationen unterstützen? Wer vermittelt dir das Gefühl „Was du nicht alleine schaffst, schaffen wir zusammen“? Wie können sie dir dann ganz konkret helfen?

Stress entsteht zum großen Teil in dir selbst, also in deinem Kopf! Deshalb kann es auf lange Frist sehr hilfreich sein, deine Einstellungen und dein eigenes Verhalten zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern. Zum einen kann es helfen, dir deine Stressauslöser und deine Reaktionen darauf bewusst zu machen und auch deine stressverstärkenden Muster kennenzulernen. Solche Stressverstärker sind zum Beispiel schädigende Glaubenssätze oder auch „innere Antreiber“, die dich meist unbewusst beeinflussen. Die „inneren Antreiber“ sind quasi „der kleine Mann im Ohr“, der dir sagt: „Sei perfekt!“ oder „Mach es den anderen recht!“.

Es würde sich langfristig für dich sehr lohnen, wenn du deine inneren Antreiber oder auch andere stressverstärkende Glaubenssätze herausfindest und dann in positive, wohltuende Sätze umwandelst. Die Veränderung deiner Einstellungen und deines Verhaltens im Umgang mit Stress brauchen natürlich Zeit und Geduld und manchmal auch ein paar Impulse von außen, zum Beispiel von einem Coach.

Fazit:

Stress ist mittlerweile für jeden von uns ein wichtiges Thema, denn niemand lebt wirklich stressfrei. Dabei kannst du akuten Stress, aufgrund zeitlich begrenzter Situationen, von chronischem Stress unterscheiden, bei dem du dauerhaft oder zumindest über längere Zeit meist verschiedenen Stressoren ausgesetzt bist.

Eine Stresssituation bewirkt kurzfristig in dir immer Reaktionen der Aktivierung, wie Muskelanspannung, Pulsbeschleunigung und die Produktion von Stresshormonen. Kommst du nach so einer Aktivierung nicht wieder zur Ruhe, da ständig neue Stressoren folgen, wird dein Stress chronisch und das hat langfristig natürlich Folgen für Körper, Geist und Psyche.

Du kannst deinen Stress kurzfristig reduzieren, indem du dich bewegst, bewusst aus der Situation aussteigst, einen Gedankenstopp machst und eine kurze Entspannungs- oder Atemübung durchführst.

Bei chronischem Stress helfen eher langfristige Maßnahmen, wie das Erlernen und regelmäßige Praktizieren einer Methode zur systematischen Entspannung, ein gesunder Lebensstil, der Auf- und Ausbau sozialer Unterstützung und das Überprüfen und Verändern der eigenen Einstellungen und des eigenen Verhaltens.

→ Falls du bei der Bewältigung deines Stresses gerne Unterstützung hättest, bin ich gerne für dich da!

Übrigens:

Wusstest du, dass unser Herz ein Resonanzkörper für viele Vitalitätsprozesse und Biorhythmen ist, die durch das zentrale und autonome Nervensystem gesteuert werden?

→ Unser Herz ist u.a. eng mit dem Gehirn sowie dem Organ-, Immun- und Hormonsystem verbunden und registriert jede noch so kleine Veränderung. Stress und dessen Auswirkungen in unserem Körper sind somit messbar!

Wenn du gerne wissen möchtest, welche „Spuren“ der Stress in dir und deinem Körper hinterlassen hat, dann habe ich hier ein spannendes Angebot für dich:

Das Zusammenspiel der Vitalfunktionen im Körper lässt sich über die sogenannte Herzratenvariabilität (HRV) erfassen und qualitativ bestimmen. Die Herzratenvariabilität erfasst in ca. 5 Minuten deine individuelle Stressbelastung und deren gesundheitliche Auswirkungen und liefert wichtige Informationen über dein gegenwärtiges Energie-, Fitness- und Regenerationsniveau.

Bei mir kannst du solch eine HRV- Analyse und somit einen Stresstest machen und herausfinden, wie dein Gesundheitszustand, dein Stressniveau und somit die Burnout- Gefahr ist und wie gut dein Körper den Stress (noch) regulieren und ausgleichen kann. Klingt spannend? Dann melde dich gerne bei mir!

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